Die Burg zu Heimberg lag beinahe 800 Jahre lang unentdeckt im Heimberger Buechwald. 2018 spürte Jonas Glanzmann, ehrenamtlicher Mitarbeiter des archäologischen Dienstes des Kantons Bern, die Burg auf und erforschte sie daraufhin.
Die Burgergemeinde Heimberg als Grundeigentümerin der Waldparzelle hat sich entschlossen, das Wissen um die Burg sowie den geschichtlichen Kontext einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dass diese Öffentlichkeitsarbeit im Jahre des 400-jährigen Bestehens der Burgergemeinde geleistet werden kann, ist als glückliche Fügung anzusehen.
Die Burgstelle ist frei zugänglich. Sie kann über den Forstweg entlang den Wanderwegmarkierungen erreicht werden. Zwei Informationstafeln vor Ort geben einen Überblick über die Anlage und deren Geschichte. Zudem lädt eine Sitzbank zum Verweilen ein. Die Burgstelle kann auch mittels einer Rundwanderung vom Bahnhof Heimberg aus entdeckt werden. Die Wegbeschreibung und die Wanderkarte dazu finden sie hier.
Es ist nicht gestattet Grabungen im Gelände vorzunehmen. Wir bitten alle Besucher/Innen Sorge zur Anlage zu tragen, so dass diese Burgstelle auch kommenden Generationen erhalten bleibt.
Die Broschüre Burg zu Heimberg, welche auf 30 Seiten spannende Informationen zur Burg und der damaligen Zeit liefert, kann gegen einen Unkostenbeitrag von 5 CHF bei der Burgergemeinde Heimberg am Käsereiweg 40 erworben werden. Unser Büro ist wie folgt besetzt: Öffnungszeiten Verwaltung.
HEIMBERG – UMFELD IM 12. JAHRHUNDERT
Seit dem Hochmittelalter war die Region kontinuierlich Bestandteil von Territorien bekannter Dynasten wie der Könige von Hochburgund, der Grafen von Rheinfelden, der Herzöge von Zähringen und der Grafen von Kyburg. Um 1150 lebten die Menschen in der Landschaft in Weilern und Dörfern, die sich meistens um eine Pfarrkirche gruppierten und bei einer Burg oder einem Herrenhof lagen. Siedlungszentrum war Thun, das durch die Zähringer ab 1190 immer weiter ausgebaut wurde. Das Adelsgeschlecht wirkte in der Region bis zum Tod Bertold V. 1218. Thun wurde zu einem wichtigen Eckpfeiler der Zähringer.
Der Ort Thun erhielt, zusammen mit dem 1191 gegründeten Bern, eine zentrale Bedeutung für die Beherrschung des Oberlandes und der Westschweiz. Damit gewannen die Verkehrswege von Burgdorf, durch das Emmental und nach Thun zunehmend an Bedeutung. Die schwierige Lage in Burgund endete für Bertold V. mit der erfolgreichen Niederschlagung des Burgunderaufstandes in den Jahren 1190/91. Die Rolle der Adligen im Berner Oberland und insbesondere der Familie von Thun sowie Heimberg in den Aufständen der burgundischen Adligen ist unklar.
DAS GESCHLECHT UND DIE HERRSCHAFT HEIMBERG
Auf dem Gerichtstag in Worb 1146 nahm Burkhard von Heimberg als Zeuge teil. Es ist dies die erste Nennung einer Person aus der Familie der von Heimberg. Die Namensdeutung Heimberg als der Berg des „Heimo“ lässt sich mit der Herrschaft und Burg begründen.
Heinrich, Werner und Burkhard von Heimberg finden wir mit den Söhnen Burkhards wieder in einer Urkunde von 1175. Sie traten im Gefolge des Herzogs Bertold IV. von Zähringen auf. Damit ist ein kleiner Ausschnitt eines Familienverbandes, der gemeinsam im Wirkungskreis der Zähringer auftritt bekannt. Die von Heimberg dürften unfreie Adlige gewesen sein, die in persönlicher Abhängigkeit standen. Sie stammen aus einem grösseren Adelsgeschlecht ab, dass sich mit einem Zweig oder durch Abspaltung in Heimberg, in guter Lage niederliess. Aufgrund der Urkunden kommen die Herren von Thun als Stammfamilie in Frage. Nach 1175 verschwindet die direkte Linie der von Heimberg aus den Urkunden. Das Geschlecht der von Heimberg existierte mit grosser Wahrscheinlichkeit nach 1175 weiter, war aber vermutlich im Aufstand des Oberländer Adels 1191 in Ungnade gefallen. Dadurch könnten die von Heimberg ihre Stellung und Herrschaft verloren haben.
Die Kernherrschaft Heimberg kann 1259 als ein räumliches Gebiet abgegrenzt werden. Der Familie von Heimberg gelang der Aufbau einer kleinen Kernherrschaft im Raum Heimberg bis zur Rotache. Die Herrschaftsrechte selbst dehnten sich jedoch bis ins Eriz und nach Röthenbach aus. Die Herrschaft Heimberg und die dazugehörige Burg fielen womöglich an deren nächste Verwandte, die Herren von Thun; oder gelangten als Erbe später über die Zähringer zu den Grafen von Kyburg.
BURG ZU HEIMBERG – DIE BURGSTELLE
Die Burg wird in keinem bekannten Dokument erwähnt. Die Aufgabe der Burgbewohner bestand darin, den Raum Thun gegen Norden hin abzugrenzen und die Verkehrswege zu überwachen. Die heute bewaldete Spornlage konnte nicht ohne künstliche Anpassungen als fortifikatorische und repräsentative Anlage genutzt werden. Der Sporn aus Nagelfluh ist eine für dieses Gebiet sehr häufig vorkommende Geländeformation und wurde durch Erosion zwischen zwei Bachgräben geschaffen. Die Burganlage mit Kern- und Vorburg hat sich durch die fortschreitende Erosion gegenüber dem ursprünglichen Zustand stark verändert. Der Bau der Burg als Holz- Erdburg und die Rodung des umliegenden Gebietes gehören zum Landesausbau Mitte des 12. Jahrhunderts.
Die Anlage teilt sich nach dem künstlich vertieften Halsgraben von Nord nach Süd in drei Teile auf. Der Halsgraben trennt die ganze Anlage vom übrigen Gelände ab. Auf den Burghügel als Kernburg folgt ein nach Süden geneigtes Plateau. Dieses bildet die Vorburg und bot Platz für mehrere Gebäude. Unterhalb der Vorburg schloss sich ein weiteres Plateau an und bildet den Zugang zur Anlage. Durch den Bau der Forststrasse in den 1970-er Jahren, wurde der Halsgraben vollständig aufgefüllt.
Die Fläche der Kernburg war ursprünglich grösser und die natürliche Form wurde zur Wehranlage umgebaut. Dazu haben die Erbauer die Oberfläche des Hügels abgetragen und eine horizontale Fläche geformt. Ein hölzerner Wohnturm könnte auf dem Burghügel gestanden haben.
Auf der Vorburg standen die zur Kernburg gehörenden Wirtschaftsbauten wie Ställe, Scheunen und Speicher. Das in kleinen Resten erhaltene Mauerwerk, auf der Westseite als Stützmauer, belegt einen späteren Ausbau der Vorburg.
Die aufgrund der Funde sicher bis um 1250 nachweisbare Belegung der Burg Heimberg spricht dafür, dass die Burg nach der Schlacht bei Grindelwald 1191 nicht unbenutzt blieb und so offensichtlich nicht zerstört wurde. Die Burg wurde als Teil gezielten Ausbaues der Zähringer weiter erhalten. Mit der Auflassung der Burg um 1250, verschwand diese auch im Gedächtnis der Bevölkerung und wurde erst 2018 wieder entdeckt und erforscht.
Denar von Lausanne, 12. Jahrhundert, Fundort bei der Burgstelle 2018.
LAGE, TOPOGRAFIE, VERKEHR
Die letzte Eiszeit gab dem Aaretal, als weite Talung bis zum Alpenrand, ihr Aussehen, Gletscher und Flüsse formten durch Ablagerungen günstige Landschaften für spätere Siedlungsplätze. Beim letzten Rückzug des Aaregletschers blieb beidseitig der Aare, auf der Höhe Rotachewald – Thungschneit und Uttigen, ein grosser Moränenwall zurück. So entstand am Ausfluss des Thunersees ein natürliches Engnis auf der Höhe bei Uttigen. An der Engstelle floss die Aare nur in einem schmalen Arm und wurde beidseitig von Felswänden eingezwängt. Durch den Zufluss der Kander und Zulg entstand eine weite versumpfte Landschaft. Die Dornhalde bildet, als Einfallstor von Norden her, den einzig möglichen Übergang nach Thun. Verkehrstechnisch befand sich Thun am Durchgang vom Mittelland in den Alpenraum und ins Wallis. Der Wasserweg auf der Aare wurde als Transportweg geschätzt Nördlich von Thun bestand zwischen Uttigen und Thungschneit die einzige Stelle, an welcher die Aare auf kürzestem Weg überquert werden konnte.
Karte Thomas Schoepf des Bernischen Staatsgebietes von 1577/78.
SIEDELN VON DER STEINZEIT BIS INS MITTELALTER
Die topografischen Gegebenheiten bestimmten massgeblich die Besiedlung im Raum Thun. Der wirtschaftliche Mittelpunkt der Landschaft lag am Ende des Thunersees. Bereits im Neolitikum ist die Gegend am Ausfluss des Thunersees begangen worden und in der Bronzezeit entstehen Siedlungsplätze. Die ersten bekannten Spuren von Menschen in Heimberg stammen aus römischer Zeit. Der unmittelbaren Umgebung von Heimberg kam, dank günstiger Verkehrslage, bereits zu römischer Zeit eine hohe Bedeutung zu.
Im Frankenreich des 8. Jahrhunderts gewannen die Alpenpässe erneut an Bedeutung. Dadurch dürfte im 9. Jahrhundert die verkehrstechnische Lage um Thun ebenfalls an Bedeutung gewonnen haben.
Heimberg wird wichtige Schlüsselstelle am Übergang aus dem Aaretal in den Siedlungsraum Thun.